Junge Unternehmensgeschichte (JUnG)

Finale Diskussionsgrundlage – Abou El Fadil / Barrenscheen – Januar 2021

AKKU sieht sich als „Netzwerk von Wissenschaftler*innen und Studierenden, die sich inner- und außerhalb der Universitäten für Unternehmensgeschichte interessieren“. Zudem will AKKU „Diskussionsräume für junge Wissenschaftler*innen“ schaffen.
Bereits der Entstehungskontext von AKKU verweist auf die Initiative und den Anspruch von Nachwuchswissenschaftler*innen, an einer modernen Unternehmensgeschichte mitzuwirken und sie mitzugestalten. In den vergangenen Jahren zeigte sich, dass neben dem Nachwuchspreis auch der Nachwuchsworkshop eine tragende Rolle im Vereinsleben des AKKU spielte und wir mit diesem Treffen regelmäßig knapp 30 Teilnehmende erreichten.
Nachdem wir bereits gemeinsam über Quellen und Archive, Publikationsstrategien, Case Studies, Digital Humanities und der Antragsstellung mit Expert*innen diskutiert haben, war bei den Teilnehmer*innen der Wunsch nach einer neuen Ausrichtung des bisherigen Konzep-tes gewachsen. Das Erfolgsformat sollte weiter ausgebaut und unser Netzwerk auch jenseits der jährlichen Workshop-Treffen noch stärker zusammengebracht werden.
Das Jahr 2020 stand im AKKU daher ganz im Zeichen der Reorganisation des Nachwuchses. Nach den ersten Ideen zur Neuausrichtung 2019 fand das Nachwuchstreffen 2020 unter dem neuen Titel „JUnG – Junge Unternehmensgeschichte im AKKU“ als ein Arbeitsworkshop statt, um mit den Teilnehmer*innen aus dem eigenen Kreis heraus die nächsten Schritte zu planen. Auf Basis dieser Entwicklungen haben wir uns entschlossen, unter dem Titel „JUnG“ auch weiterhin die Vernetzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten des unternehmenshistorischen Nachwuchses im AKKU nachhaltig zu fördern.
Die Zielgruppe dieser Nachwuchsarbeit sind Promovierende und „frische“ PostDocs in der Projektfindung. Darüber hinaus möchte AKKU im Hinblick auf die Vergabe des Nachwuchspreises fortan fortgeschrittene Masterstudierende mit in die Zielgruppe aufnehmen.

Verortung

JUnG versteht sich als kritischer Teil einer thematisch breiten, theoretisch orientierten Unternehmensgeschichtsschreibung, die die praktische Anbindung an Unternehmen anstrebt und den kritisch-konstruktiven Austausch mit ihnen sucht.
Als Nachwuchsorganisation des AKKU arbeitet und forscht JUnG über die engeren Grenzen der konventionellen Unternehmensgeschichte hinaus. Dies umfasst einerseits die institutionell breite Verortung (Theorie und Praxis) in Wissenschaft, Museen, Archiven, Unternehmen und andererseits eine geweitete Perspektive auf den Untersuchungsgegenstand. Wir erforschen kritisch die Institution „Unternehmen“ in all ihren Facetten und untersuchen auch rahmengebende Akteure, beispielsweise aus der Politik.
Als Teil des AKKU plädiert JUnG für eine organisationale Öffnung der Unternehmensgeschichte: Schwerpunkte sind nicht nur das Unternehmen, sondern auch und besonders die Institutionen und Akteure der Unternehmen(-sgeschichte). Wir verstehen die Unternehmensgeschichte als eine methodisch offene Disziplin, mit der sich Unternehmen, Institutionen und Akteure für die eigene Forschung operationalisieren lassen.

Vernetzung, Kooperationen, Austausch/Zusammenarbeit

JUnG strebt danach, junge Unternehmenshistoriker*innen über verschiedene Grenzen hinaus systematisch zu vernetzen: Wir verstehen uns als institutions-, universitäts-, fach- und themenübergreifend kooperierender Verbund junger Unternehmenshistoriker*innen. Unser An-spruch ist es, die Zusammenarbeit auch über bestehende personelle Netzwerke hinaus auszubauen und zu verstetigen. Ein weiteres Ziel ist, Informationen über Quellenzugänge aus-zutauschen und Missstände bei der Zugänglichkeit von Unternehmensarchiven anzusprechen. Dadurch soll (zunächst) die deutschsprachige Unternehmensgeschichte stärker institu-tionell verankert werden. Dies ist gerade in Zeiten umso dringlicher, in denen die Karrierech-ancen für Unternehmenshistoriker*innen aufgrund eines fortschreitenden Rückbaus von Lehrstühlen und Instituten ungewisser werden.
Neben der grundsätzlichen Debatte um die Relevanz der Unternehmensgeschichte möchten wir unterschiedliche Formate entwickeln, die den Erhalt des Faches unterstützen können.
Wir fördern und aktivieren die Kooperation mit und den Anschluss an verschiedene (Fach-)Richtungen. Regionale Cluster sollen hierzu in Zukunft eine zentrale Rolle spielen, um auch in kleinsten Formaten den Austausch niederschwellig zu ermöglichen und zu erleichtern. Regionale Sprecher*innen stellen hierfür den Kontakt mit regionalen Lehrstühlen her, um eine Infrastruktur zu schaffen, die praktische Hilfe bietet und kritische unternehmenshistorische Expertise garantiert. Mit den regionalen Clustern können wir Promovierenden, PostDocs und privatwirtschaftlich angestellten Historiker*innen, die nicht unmittelbar an der universitären Forschung angebunden sind, eine Plattform bieten.
Um die Koordination der regionalen Netzwerke zu gewährleisten, wird eine Onlineplattform installiert, auf der die Arbeit von JUnG zentral zusammenläuft. Über die regionale Koordination hinaus werden weitere Formate angeboten: Durch eine „Kontaktbörse Unternehmensgeschichte“ werden Kooperationen, Hinweise und Chancen in Form eines virtuellen „Schwarzen Bretts“ zwischen den JUnG-Mitgliedern ausgetauscht. Ein Lesekreis soll Interessierten eine weitere Möglichkeit bieten, sich zu aktueller unternehmenshistorischer Forschung und Publikationen auszutauschen. Seminare und Workshops dienen dazu, Impulse zu unterneh-menshistorischen Interessensgebieten zu geben und Anknüpfungspunkte aufzuzeigen. Zur Nachwuchsförderung soll in Zukunft eine Summer School etabliert werden, die sich an fortgeschrittene Studierende der Unternehmens- und Wirtschaftsgeschichte richtet, um ihnen einen ersten Eindruck in das wissenschaftliche Arbeiten zu ermöglichen.

(Methodische) Kernkompetenzen und Abgrenzung

Alleinstellungsmerkmal der kritischen Unternehmensgeschichte ist die Analyse von Mechanismen in den Unternehmen, deren Akteure und Institutionen, die auf einer breiten, archivalischen Forschung basiert. Die Kernkompetenz der kritischen Unternehmensgeschichte liegt in der empirischen Tiefe ihrer Analysen. Auf diese Weise möchten wir vermeintlich allgemeingültige Narrative hinterfragen, die in öffentlichen und wissenschaftlichen Diskursen anzutreffen sind, und diese mit der Empirie konfrontieren.
Die kritische Unternehmensgeschichte kann konkrete Aushandlungsprozesse erforschen und so offenlegen, dass Unternehmen nicht als „Black Box“ erscheinen. Als kritisch Unterneh-menshistoriker*innen bringen wir durch unsere systematische Betrachtung der Geschichte unser Wissen über die historischen Pfadabhängigkeiten von Akteurshandeln und institutioneller Entwicklung mit in die Debatte. Wir liefern Tiefenbohrungen und Längsschnittperspektiven institutioneller Unternehmensentwicklungen, um diese Entwicklungen zu erforschen. Unser methodisches (Selbst-)Verständnis ist akteurszentriert. Es fördert und fordert zugleich die Multiperspektivität unserer Arbeiten. Dazu gehören neben der Heterogenität der Quellen auch ein genuin transnationaler Quellenzugriff.
JUnG arbeitet theoriegeleitet und bringt sich in Diskussionen ein. Als Teil der theoriegeleiteten Unternehmensgeschichte sieht sich JUnG auch in der Pflicht, Stellung zu gegenwärtigen Theoriedebatten im Bereich der Unternehmensforschung zu beziehen.

Außenwahrnehmung/-Sendung

In der Tradition des AKKU strebt auch JUnG danach, die Unternehmensgeschichte stärker nach außen darzustellen: Diese soll vor allem innerhalb des größeren fachlichen Kontexts sowie der breiteren medialen Öffentlichkeit besser repräsentiert und wahrgenommen werden. Indem wir die junge Unternehmensgeschichte breit aufstellen und verschiedene Netzwerke ausbauen, wollen wir die Unternehmensgeschichte an die Geschichtswissenschaft sowie Betriebs- und Volkswirtschaft und deren Forschungstrends stärker anbinden. Neben der universitären Forschung adressieren wir ebenso die forschungsinteressierten Praktiker*innen aus Unternehmen und Verbänden sowie fachnahen Vermittlungsstellen, bspw. in Museen, Gedenkstätten und der Zeitungs- und Medienlandschaft.

Arbeitsbedingungen: Institutionelle Absicherung und Ziele

JUnG verlässt sich bei dieser Arbeit auf den Zugriff auf und die Unterstützung durch bestehende Institutionen und feste Infrastrukturen. Auf dieser Basis gründet die weitergreifende Vernetzungsarbeit.
Ziel ist es, die Unternehmensgeschichte stärker in universitären Strukturen in Lehre, Studium und Mittelbau zu etablieren und aktiv an praktische Zugänge/Institutionen rückzukoppeln. JUnG bringt sich damit aktiv in die Nachwuchsförderung im Bereich der Unternehmensgeschichte ein, die bereits auf Studierendenebene beginnt.