Unternehmen und medialer Wandel

Datum: 
16.11.18 to 17.11.18
Konferenztitel: 
28. AKKU-Jahrestagung: Unternehmen und medialer Wandel
Konferenzbeschreibung: 

Akku-Jahrestagung 2018 an der Universität Siegen

Unternehmen und medialer Wandel stehen in einem engen Wechselverhältnis. Medien beeinflussen die unternehmensinterne Kommunikation und Struktur, sie organisieren die Produktionsbedingungen oder definieren Werbe- und Marketingstrategien. Medialer Wandel zwingt Unternehmen somit zwangsläufig, sich an veränderte mediale Bedingungen anzupassen. Moderne multinationale Unternehmen sind ohne mediale Vernetzung ihrer Teilbereiche undenkbar, da die effektive Wertschöpfungskette von ihrer medialen Organisation abhängt. Der Medienwissenschaftler Jörg Bergmann machte schon vor einer Dekade darauf aufmerksam, dass „sämtliche modernen Verkehrs-, Transaktions- und Warendistributionssysteme ohne medial vermittelte Kommunikation und Koordination in kürzester Zeit kollabieren würden.“ (Bergermann 2005) Gleichzeitig ist medialer Wandel auch das Produkt unternehmerischer Tätigkeit, versuchen Unternehmen doch mediale Innovationen auf dem Markt zu platzieren, um Wettbewerbsvorteile und damit Gewinne zu erzielen.

Medien können in weiter Form als Bedingungen der Kooperation und Interaktion von Menschen verstanden werden. Medien sind demnach sozio-technische Systeme, die sowohl aus der technischen Infrastruktur (Telefon, Leitungen, Formulare, Computer etc.) bestehen, als auch aus sozialen Faktoren und Menschen, die mit der technischen Infrastruktur interagieren. Medien erlauben es, dass die Mitarbeiter von Unternehmen miteinander kooperieren, ohne dass sie zwangsläufig in ihren Motiven, Zielen und Überzeugungen für diese Mitarbeit einen ‚Konsens’ erzielen müssen. Medialer Wandel bezeichnet dabei die Veränderung der Bedingungen menschlicher Kooperation und Interaktion, die beispielsweise durch technische und organisatorische Neuerungen wie den Computer, das Telefon, den Fernschreiber, Formulare oder ähnliches hervorgerufen werden können.

Die (deutsche) Unternehmensgeschichte hat sich den Medien und dem medialen Wandel bisher zuvorderst in Form der Geschichte von Medienunternehmen gewidmet (Hickethier 2006). Neben der Geschichte von Verlagen, Zeitungshäusern, der Post etc. (Hesse 1998) hat dabei die Geschichte der Rundfunkunternehmen einen prominenten Platz eingenommen (Rüden/Wagner 2005), u.a. weil hier die entsprechenden Archive vorhanden sind (Bremer/ Bernard/Hasselbring 2014). Forschungen zur Unternehmenskommunikation reflektieren Medien zwar implizit (Nieberding 2003), sie machen diese aber eher selten explizit (Gir-schik 2010). Auch von der Wirtschaftsgeschichte – im Allgemeinen – ist medialer Wandel eher indirekt behandelt worden. So ist die Geschichte der – für Unternehmen so relevanten – Logistik bisher, wenn man einmal von wenigen Ausnahmen absieht (Erker 2008), primär als Verkehrsgeschichte des Containers (Klose 2010) geschrieben worden. Allenfalls im Kontext der ‚Mobility Studies’ hat das Phänomen des ‚medialen Wandels’ bisher eine Rolle gespielt (Schabacher 2013). Dabei kommen weder die Geschichte der internationalen Wirt-schaftsbeziehungen noch der Globalisierung ohne einen Verweis auf die elementare Bedeutung moderner Kommunikationstechnik für entgrenzte Märkte aus (Ambrosius/Henrich-Franke 2016). So sehr Medien und medialer Wandel immer eher als ein exogener Faktor der Unternehmensentwicklung galten, der nicht tiefgehend untersucht wurde, so sehr gehen einzelne Unternehmen in den zumeist makroökonomischen Studien, die sich für die Entstehung globaler Netze interessieren, unter (Fäßler 2007). Die Jahrestagung des Arbeitskreises für kritische Unternehmens- und Industriegeschichte möchte sich diesen Desiderata widmen.