30. AKKU-Jahrestagung 2021
Erst Überfluss, dann überflüssig?
Erneuerungsdialoge zwischen Unternehmensgeschichte und (allgemeiner) Geschichtswissenschaft
4. und 5. November 2021 an der Ruhr-Universität Bochum
Veranstalter:innen: Juliane Czierpka (Bochum), Boris Gehlen (Stuttgart), Nina Kleinöder (Bamberg), Christian Marx (München)
Seit den 1990er Jahren hat die Unternehmensgeschichte vor allem durch ihre Studien zu Zwangsarbeit und „Arisierung“ wichtige Beiträge zur allgemeinen
Geschichtswissenschaft geliefert. Zahlreiche methodisch reflektierte Arbeiten lösten den Anspruch an eine moderne Geschichtswissenschaft ein und gaben
zugleich Impulse für andere Fachteile. Dennoch kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, dass standardisierte Unternehmensstudien zu einer gewissen
Innovationsträgheit des Fachs geführt haben. Vor allem aber bleibt die Unternehmensgeschichte bei zu vielen übergreifenden geschichtswissenschaftlichen
Debatten außen vor, obwohl das Interesse an ökonomischen Zusammenhängen in der Geschichtswissenschaft wie auch in der Öffentlichkeit seit Jahren zunimmt.
Die Wiederentdeckung des Kapitalismus (und seiner Krisen) als historiographisches Konzept sowie die Debatten über Einkommens- und Vermögensverteilung, über
Digitalisierung der Arbeitswelt, über die Auswirkung von „Vermarktlichung“ und „Finanzialisierung“ seit den 1970er Jahren, Ressourcenkonflikte und
Energiewende oder Protektionismus und „Handelskriege“ mögen als Schlagworte genügen.
Die Tagung setzt sich daher zum Ziel, den dauerhaften wechselseitigen Austausch zwischen Unternehmensgeschichte und allgemeiner Geschichtswissenschaft zu
befördern, die Anwendungsmöglichkeiten des jeweiligen methodischen Instrumentenkastens besser kennenzulernen und auf diese Weise neue Themenfelder für
beide Seiten zu erschließen.
Um einen initialen Dialog zu eröffnen, wurden jeweils ein(e) Vertreter*in aus Unternehmensgeschichte und ausgewählter anderer Fach- bzw. Teilbereiche
zusammenspannt. Ihre bislang gemeinsam erstellten Beiträge folgen fünf Leitfragen, die (vergangene) Versäumnisse und (künftige) Erträge einer
Kooperation zwischen Unternehmensgeschichte und anderen geschichtswissenschaftlichen Teildisziplinen aufzeigen. Diese sollen auf der Tagung weiter
vertieft werden:
- Wie nehmen sich die Unternehmensgeschichte und das jeweils andere Spezialgebiet wahr? Welche Inhalte/Methoden werden rezipiert? Gibt es Kooperationen oder eher Frontstellungen?
- Zu welchen aktuellen Fachdebatten könnte das jeweils andere Spezialgebiet beitragen? Welche Fragestellungen lassen sich mithilfe der anderen Seite neu generieren oder besser beantworten?
- Welche inhaltlichen Leerstellen können gefüllt werden, d.h. vor allem welche Entwicklungen, die bislang mit standardisierten bzw. simplifizierenden Annahmen erklärt werden, ließen sich in ihrer historischen Komplexität durch gemeinsames Arbeiten besser fassen?
- Welche methodischen Impulse könnten dem jeweils anderen Fach neue Perspektiven erschließen?
- Inwiefern kann die jeweils andere Disziplin zum besseren Verständnis des eigenen Fachs beitragen?
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